Am 29.4.2013 fand in München die diesjährige Allfacebook Marketing Conference 2013 statt. Anbei ein paar Eindrücke und die Präsentationen.
Der erste Vortrag „Anleitung zum Unglücklichsein: 10 Regeln wie man als Marke und Agentur auf jeden Fall an Facebook verzweifeln wird.“ von Gerald Hensel (Scholz & Friends Digital) beinhaltete interessante Facts: 2/3 der Unternehmen haben keine Ziele definiert, die mit Social Media erreicht werden sollen, nur 10 Prozent betreiben Social Media Monitoring. Daraus der Satz, „es ist nicht okay als Unternehmen keine Ahnung zu haben und trotzdem weiter zu handeln“. Unternehmensstrukturen sollen „socialfähig“ sein und keine Blackboxes. Hilfreich war der Hinweis auf die „Engagement rate“, die ist 0,7 – bei einer Seite mit 6.243 Fans machen also etwa bei einem Fotocontest gerade mal 43 Fans mit. Nahezu klassisch gerade schon der Hinweis auf die weit verbreitete Missachtung der Promotion-Guidelines – „Jeder Like kann ein iPad gewinnen“ – absolut korrekt darauf hinzuweisen. Unternehmen die noch so handeln, handeln einfach unprofessionell. Die Ausgaben für Werbeanzeigen beziffert Gerald mit 25-40% des Budgets – „je kleiner die Fanbase desto wichtiger die Aktivierung“. Interessant der Vergleich „Geld oder Liebe“ – was glauben Unternehmen warum Kunden Fans sind und was sagen die Fans darüber? Was ein Fan wert? „Man kann es nicht beziffern“, so auch die Antwort auf eine Frage aus dem Publikum. Weil es davon abhängt, was Sie mit dem Fan machen – soll er für Umsatz sorgen indem man ihn in einen Shop leitet oder soll er Markenbotschafter werden und so weiter.
Fazit: durchaus gute Vortrag der zwar viele Basics enthält, die man jedoch nicht außer Acht lassen darf.
„Facebook Ads: Faktoren für das erfolgreiche Buchen von Werbekampagnen auf Facebook“ – 1, 2 oder 3? Das ist keine Hexerei – Zahl auswählen und anschließend dem Nachbarn die Hand entsprechend lange in Sekunden schütteln! Eine willkommene Auflockerung am Beginn des Vortrages von Martin Assmann von iCrossing. Man soll sich auf sein Gegenüber einstellen und das betrifft auch die Facebook-Ads – die erfordern nämlich eine „User Centered Strategy“. Ist auch notwendig, denn es gibt mittlerweile mindestens 12 verschiedene Werbeanzeige-Typen auf Facebook. Das beruht auf dem unterschiedlichen Nutzungsverhalten – schauen was Freunde machen, Bilder schauen, lustige Sachen teilen, etc. Es gibt also grundsätzlich Ads und Sponsored Stories, die jedenfalls mit dem Power Editor besser verwaltet werden können (meiner Erfahrung nach dafür langsamer) als mit dem klassischen Ads Manager. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Beachtung der Facebook-Werberichtlinien und eine gut gewählte Kampagnen-Struktur. Es kann sonst schon mal passieren, dass wenn eine Kampagne zu viele Werbeanzeigen enthält, nur eine oder zwei Varianten tatsächlich funktionieren. Weiters schlecht: nur ein Targeting für alle User, nur eine Anzeige für alle User und keine Abwechslung der Anzeigen.
#lufthansacargo ~19k Fans rein organisch ohne Ads, mit Ads wären es schon >60k #afmarketingcon „I will do anything for Fans except Ads“
— Thomas Hutter (@thomashutter) 29. April 2013
Fazit: Klar ist wer damit angesprochen wird – es ist mehr ein B2I („Business-to-Interest“), wie jemand aus dem Publikum anmerkte. Trotzdem ein gelungenes B2B-Facebook-Beispiel, wie ich meine.
„Abschied vom Gewinnspiel-Tab – Integriertes Facebook Marketing mit Open Graph-Apps & Pages“ lautet der Titel des kurzweiligen Vortrages von Michael Kamleitner von den Socialisten aus Wien. Hierbei gings nicht um die Grundlagen von Promotions sondern vielmehr um neue Möglichkeiten. Dabei hat Michael die Eigenschaften der „typischen“ Gewinnspiele erklärt: Die meisten haben das Ziel „Mehr Reichweite durch mehr Fans“. Das wird dann mit altmodischen Like-Gates (sind out!) und Tabs umgesetzt. Zu gewinnen gibt’s meistens etwas mit null Bezug zur Marke: ein iPad (Anm.: meist vorgeschlagen von der Abteilung für Kreativabwehr </Controlling>). Dann gibt’s ein amtliches Formular zum Ausfüllen, damit der Kunde unsere Daten hat oder gar ein Facebook-Login. Zum Schluss soll das Gewinnspiel vom User aktiv geteilt werden (um damit die eigene Gewinnchance zu verringern aber dem Unternehmen mehr Fans zu verschaffen). Das tut so gut wie niemand. Typische Gewinnspiel-Tabs bringen wenig weil, a) kein Bezug zur Marke, b) kein Storytelling und c) keine virale Verbreitung durch Wall-Postings. Es besteht zudem noch ein Überangebot. Daher sollte man ein hohes Niveau der Gewinnspiele umsetzten – vorausgesetzt man hat das notwendige Budget dazu. Dafür funktionieren diese dann auf mobilen Endgeräten (Facebook wird von 600 Mio. auch mobil genutzt[!!!]), nutzen mit Open Graph-Aktionen und man kann sie mit „Open Graph Sponsored Stories“ bewerben. Wichtig: Tabs haben zu 45% mobilen Zugriff weil die Engagement-Rate doppelt so hoch ist als auf dem Desktop. Doch meistens funktionieren die klassischen Gewinnspiele mobil gar nicht, da es keine mobilen Tabs gibt. Ohne mobile Unterstützung verzichtet man also auf ein Drittel des Potentials. Mit den Open Graph-Funktionen ist es ebenfalls wichtig, zum Beispiel das Sharing auf den (neuen) Newsfeed mit Userbezogenem Vorschaubild zu optimieren – etwa bei Wettbewerben mit Votings.
Fazit: die neuen Funktionen bei Gewinnspielen und Open Graph-Aktionen sind sichtbarer, kosten aber auch mehr. Trotzdem sollte man diese Möglichkeiten berücksichtigen, vor allem wegen der mobilen Nutzung. Super Vortrag.
„Facebook ist mobil – und ihr?“ von Jasper Krog und Christian Lee Rottmann. Schon wieder geht es um die mobile Nutzung. Klar, Facebook ist ja eine mobile Company. 157 Mio. sind „mobile only“-Nutzer. Trotzdem sieht man noch von großen Unternehmen Postings die über das lesbare und erträgliche Maß hinausgehen, sprich zu viiieeel Text und Bilder ohne Aussagekraft. Wann sollen Unternehmen posten? Dann, wann die Nutzer auf dem Weg in die Arbeit sind? Oder daheim auf der Couch nach Feierabend? Oder untertags? Warum ist das wichtig, wenn Facebook mit dem Edgerank eh alles selbst filtert? Man soll also die Zeiten der mobilen Nutzung für die eigenen Posts nutzen – da gibt’s weniger Konkurrenz (vorausgesetzt nicht alle lesen mit) und höhere Engagement Rates. Als Hilfe gibt’s noch neben anderen Tipps eine Checkliste, sehr praktisch. Neben mobilen Apps sind auch die mobilen Ads im Vormarsch, zum Leidwesen vieler User. Vor allem dann, wenn Desktop-Posts beworben werden.
Fazit: gut aufbereitete Statistiken und Beispiele zur mobilen Nutzung.
„3 ½ Thesen zur Bedeutung des neuen Newsfeeds für Marken!“ von Johannes Lenz. Die Thesen sind nachvollziehbar und wurden sehr plausibel vorgetragen. Es wird immer schwieriger in den Newsfeed der User zu kommen und um nichts anderes geht es. Daher sind die Thesen wichtig – am besten ausprobieren! Guter Input.
„Facebook Graph Search: Wird Facebook die größte Suchmaschine und was müssen Unternehmen beachten?“ von Simon Harlinghausen. Interessanter Vortrag mit Einblicken in die neue Facebook Graph Search von einem prominenten Vertreter der Szene der noch dazu direkten Draht zu Mark Zuckerberg unterhält. Daher sei es im auch verziehen, 93 Slides in 30 Minuten zu bringen. Sehr informativ und viel Neues. Nicht nur der Vergleich mit Google Search, auch Web 4.0-Ansatz waren interessant. Am besten fand ich die Slides 12 und 13.
„Katzenvideos oder Produktinfos, das ist hier die Frage. Warum wir eine neue Bewertung von Fanseiten, Unternehmensinhalten und Erfolg brauchen“ von Marko Petersohn. Content is King – diese Phrase lässt sich nicht totkriegen und hat noch immer Relevanz. Content vs. Container – es kommt auf den Inhalt und nicht die Verpackung an.
„Involving Content & Involving Apps: Die unterschätzten Tabs“ von Thorsten Habermann und Christian Clawien. Ich kann den Tabs ja nicht dermaßen viel abgewinnen wie die beiden Vortragenden. Klar sieht eine Facebook-Seite mit schönen Tabs gut aus.
Thomas Thaler erklärt die visalyze: Facebook-Postings und Tweets werden optisch dargestellt und dienen somit als rasche Entscheidungshilfe für optimale Postingfenster. Unternehmen können durch die Vermeidung von nichtidealen Zeitpunkten Geld sparen und umgekehrt wesentlich mehr Reichweite erzielen, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt posten.
Das ist einfach nur cool. Man checkt per Foursquare oder Facebook bei der LB Vending Machine ein und schwups kommt ein Getränk unten raus. Wie das funktioniert? Nach MacGyver-Art!
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